Das extremste Serien-Cabrio überhaupt, der Lamborghini Gallardo Spyder, wurde neu aufgelegt
Seit Lamborghini
zu Audigehört, kennt die Marke nur einen Weg: stürmisch nach oben. In zehn
Jahren hat sich der Absatz verzehnfacht – auf fast zweieinhalbtausend der
extremen Zweisitzer im Jahr 2008. Für Lamborghini-Präsident Stephan Winkelmann
ist es eine neue Erfahrung, ein kräftiges Minus vermelden zu müssen: „Das
Segment der Supersportwagen ist um 40 Prozent eingebrochen – und wir sind
natürlich nicht immun." Um 35 Prozent sank der Absatz der Italiener in den
ersten zwei Monaten des Jahres; das Werk in Sant´Agata Bolognese hat „Cassa
integrazione" eingeführt, die italienische Variante der Kurzarbeit. Der
wichtige US-Markt schwächelt besonders. „Investmentbanker und
Immobilienmakler", bedauert Winkelmann, „fallen als Kunden derzeit aus." Doch
die Strategie „Jedes Jahr ein neues Produkt" wird fortgeführt.
Ausgerechnet
jetzt steht die Neuauflage des meistverkauften Modells an. Der Gallardo LP
560-4 Spyder ist, wie bei kleinen Serien üblich, eine technische
Weiterentwicklung des Vorgängers. Das radikale Design wurde aero-dynamisch
verbessert, vorne strahlt jetzt LED-Tagfahrlicht. Das Interieur mit dem engen
Fußraum ist noch immer eine schräge Mixtur aus italienischem Ambiente und
Elementen aus der Audi-Großserie, was aber den Käufer nach Meinung der Macher
nicht weiter stört. Der will Leistung, und da langt Lamborghini kräftig hin:
560 PS liefert der V10 im Heck an die vier Räder. Das sind 35 mehr, als das
gleiche Triebwerk im Audi R8 produziert, aber subjektiv fühlt es sich an wie
das Doppelte.
Denn gemäß dem
Firmenmotto „Extrem, kompromisslos, italienisch" zelebriert Lamborghini die
Leistungserzeugung als lautes Spektakel. Der Motor röhrt und brüllt, im Modus
„Sport" vermag er ganze Tempo-30-Zonen zu wecken – auch wenn der Fahrer sich an
das Limit hält. Die brachiale Gewalt beim Beschleunigen auf freier Strecke wird
der akustischen Show gerecht: Da kreisen Jagdflugzeuge im Bauch.
Fast alle Käufer
ordern das automatisierte Getriebe E-Gear, das die Gänge – vor allem beim
Herunterschalten – mit lautem Klick und Klack und eher ruppig wechselt. Ein
Doppelkupplungsgetriebe wie bei Großaktionär Porschewäre entschieden
geschmeidiger, aber so etwas, erklärt Entwicklungschef Maurizio Reggiani, kommt
ihm nicht unter die Haube: „Das ist aseptisch, da fehlt die Emotion, die unsere
Kunden wollen."
Offen, hinter
flacher Frontscheibe und eingehüllt in die eigene Sound-Show, erfahren die
Insassen die Emotionen besonders stark. Das Gefühl, auf eine besonders
lustvolle und unvernünftige Art Sprit zu verbrennen, ist dann recht ausgeprägt.
Immerhin schluckt der neue Spyder 18 Prozent weniger als sein Vorgänger, in
sechs Jahren sollen die Emissionen aller Lambos um 40 Prozent sinken. „Wir
prüfen verschiedene Konzepte", verrät Winkelmann. Und versichert, ein E-Mobil
sei nicht dabei.
Quelle: www.focus.de