Top Gun auf Italienisch
Pagani baut extrem schnelle Supersportwagen. Der Zonda beeindruckte mit Rekordfahrten auf der Nordschleife, jetzt soll es ihm der Huayra gleichtun. So fährt sich der Italo-Exot.
Wer in dieses
Geschoss einsteigt, darf kein Ego-Problem haben: Der Pagani Huayra fällt auf.
Selbst Polizisten unterbrechen eine Verkehrskontrolle, um über den Wagen zu
plaudern. Im Innenraum erwartet den Fahrer eine opulente Chrom-, Leder, Carbon-
und-Aluminium-Orgie, die kurz vor der Übertreibung bleibt. Aber eben kurz
davor. So ist die extrovertierte Mixtur durchaus gelungen. Zumal auch hier die
Anspielungen an einen Jet allgegenwärtig sind. Die Hebel zum Öffnen der
Flügeltüren erinnern an Steuerknüppel und die Schalter in der Mittelkonsole
könnten aus einem modernen Cockpit stammen. Dem gegenüber steht die Verneigung
vor dem Stil vergangener Jahre: Motorhaube, Kofferraum und Handschuhfach werden
mit Riemen verschlossen, wie sie an Reisekoffern zu finden sind.
Teures Vergnügen Das Ganze ist
garniert mit feinsten Leder und Karbonelementen. Alles mit Liebe zum Detail.
Man fühlt sich in den bequemen Schalensitzen rundherum wohl. Den Vogel schießt
aber der Zündschlüssel ab. Der ist in der Form eines Rennwagens aus einem Stück
Aluminium gefräst. Herstellungsdauer: 20 Stunden. Herstellungskosten: knapp
1000 Euro. Da macht das Starten gleich doppelt Spaß. Und los geht´s auf die
Piste. Der Motor kommt
von AMG. Er ist das einzige Bauteil, das Pagani für den Huayra zukauft. 67
Ingenieure kümmern sich bei der Mercedes Tuningschmiede um die Kraftwerke, die
über die Alpen wandern. Die Kooperation mit den Motorbauern fädelte ein
besonderes Duo ein: Formel-Legende Juan Manuel Fangio, genau wie Pagani
Argentinier, stellte den Kontakt her und ein Mercedes-Manager namens Dieter
Zetsche gab dem Projekt sein Placet. „AMG steht voll hinter dieser
Zusammenarbeit", freut sich Horacio Pagani. Also prangen auch im Heck des
Huayra die bekannte AMG-Plakette und die Unterschrift des verantwortlichen
Technikers. Damit hören die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden
Sportwagen-Welten aber auch schon auf. 730 PS – 1000
Newtonmeter Schon optisch
unterscheidet sich der 730-PS-Dampfhammer von seinen Brüdern aus Affalterbach
durch golden-bronze schimmernde Anbauteile und natürlich auch durch die
Leistungscharakteristik: 1000 Newtonmeter Drehmoment schnalzen aus zwölf
Zylindern auf die breiten 335 Pirelli-Walzen, die eigens für den Huayra
entwickelt wurden. In 3,3 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, erst bei 360 km/h
ist Schluss. 360 km/h Spitze Das alles liest
sich ganz eindrucksvoll, beschreibt aber nicht, was passiert, wenn man das
Gaspedal nach unten drückt. Die 1530 Kilogramm schwere und 4,60 Meter lange
Flunder wird von dem Dampfhammer nach vorne katapultiert, dass es den Fahrer
nur so in die bequemen Schalensitze drückt. Das quer eingebaute
Siebenganggetriebe knallt die Gänge rein – bam, bam, bam – untermalt von einem
Zischen, Sirren und Fauchen, wie beim Start eines Düsenjets. „Man soll sich
fühlen wie ein Pilot, kurz bevor sein Jet abhebt", sagt Horacio Pagani. Bingo!
Ziel erreicht, nach dem imposanten Start weiß man, warum der „Huayra" nach
einem Anden-Gott des Windes benannt ist. Dass das Ganze nichts mit
Verzichtsfahren zu tun hat, ist klar. Ein Durchschnittsverbrauch von 15 Litern
pro 100 km und 343 g/km CO2-Emissionen sind für einen Supersportwagen aber
durchaus akzeptabel.... Jetzt wird es für
alle Fans des Super-Sportwagens aus der Emilia Romagna ganz hart. Wer einen
Pagani Huayra will, muss mindestens 892 000 Euro auf den Tisch legen, exklusive
Steuern. Da fällt es im Familienrat schon ziemlich schwer zu erklären, warum
man jetzt kein Eigenheim, sondern ein italienisches PS-Monster will. Dafür
bekommt man aber auch eines der exklusivsten Fahrzeuge dieser Erde. Insgesamt
250 Exemplare werden produziert, bevor die nächste Evolutionsstufe gezündet
wird. Das wird dann ein Roadster sein. Die Wartezeit beträgt ein Jahr. Also
schnell zugreifen und den Bausparvertrag auflösen.... Quelle:www.focus.de